Architektur und Gebäudekonzept
Der vom Dortmunder Architekturbüro Assmann Beraten + Planen GmbH geplante Neubau wird in prominenter Lage südlich unterhalb des ehemaligen Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) der Fern-Universität errichtet. Durch die Lage am Hang werden die neuen Gebäude künftig der erste „visuelle Kontakt“ für alle mit PKW anreisenden Besucher und Mitarbeiter sein. Ein neuer Außenbereich – der „weiße Platz" – bildet die Erweiterung des bereits bestehenden „roten Platzes" und bindet die Mensa, das Seminargebäude und die neuen Verwaltungsgebäude in das Gesamtkonzept ein. Architektonisch eigenständig gehalten, entsteht somit ein neuer, prägnanter Baustein der Universität. Zwei gläserne Brücken werden die drei Gebäudeblöcke der Kultur- und Sozialwissenschaften mit dem zweigeschossigen Foyer des Seminargebäudes verbinden. Die verglaste Konstruktion baut „Spannung“ zwischen den Gebäuden auf und sichert den Ausblick in Richtung Tal und TGZ –was die Orientierung innerhalb des Gebäudes steigert. Dabei wirken die Gebäude selbst wie große Passepartouts, die eine Offenheit von Lehre und Forschung architektonisch „umrahmen". Das architektonische Signal der neuen Gebäude ist Transparenz und Nachhaltigkeit bei hoher Wertigkeit. Die Materialien und die Farbgebung der „Passepartouts“ sowie die inneren Flächen spiegeln ein zeitloses, schlichtes, aber repräsentatives Bild von Wissenschaft und Lehre wieder. Die innere Gebäudestruktur wurde genau auf die Anforderungen der Fern-Universität ausgelegt: Es überwiegen wirtschaftliche Zellenbüros, die über ein Mittelflursystem erschlossen werden. Wilfried Klaus, Projektverantwortlicher beim BLB NRW in Soest: „Insgesamt werden nach Fertigstellung im Gebäudeteil der Kultur- und Sozialwissenschaften ca. 3.450 m² und im neuen multifunktionalen Seminargebäude ca. 460 m² Nutzfläche zur Verfügung stehen. Mit einem Seminarraum für 250 Personen und drei weiteren für jeweils 50 Personen entsteht ein Zusatzangebot hochwertiger Flächen für Veranstaltungen der Universität und das Platzproblem ist somit gelöst.“
Bohrpfahlwände zur Abstützung von Hang und Bestandsgebäuden
Bevor mit dem Bau der Gebäude begonnen werden konnte, musste das Gelände zunächst aufwendig für die Baumaßnahme vorbereitet werden. Zur Abstützung des Hangs sowie des oberhalb verorteten TGZ setzte eine Arbeitsgemeinschaft von Bauer Spezialtiefbau GmbH (Essen) und Gebr. Schmidt GmbH & Co. KG (Kirchen-Freusburg) zunächst Dutzende bis zu 16 Meter lange Bohrpfahlwände in die Erde. Dabei wurden mit Spezialbaggern zunächst ein Bohrloch erstellt und die Erdmasse daraus entfernt.
Je nach statischen Anforderungen wurde danach eine Bewehrung in das Bohrloch eingesetzt, bevor die Spezialisten Beton einfüllten. Nach der Aushärtung wurde jeweils das übernächste Bohrloch erstellt, dann erst dazwischen liegendes Loch – so ergibt sich eine geringere Überschneidung zwischen den Bohrpfählen, die sicherstellt, dass die Wand „dicht“ ist und die darüber liegenden Erdlasten des Hangs tragen kann.
Fertigteilbauweise spart Zeit und Kosten
Die Planung der Gebäude stellte die Experten vom Architekturbüro Assmann vor besondere Herausforderungen. Aufgrund des Zeitplans musste das zunächst in konventioneller Ortbetonbauweise geplante und auch bereits statisch bemessene Bauwerk nochmals komplett geplant und berechnet werden – und zwar für den Bau mit Betonfertigteilen.
Eine letztendlich sinnvolle Entscheidung, wie Dipl.- Ing. Architekt Achim Schormann von Assmann erklärt:
„Durch die drei relativ gleichen Verwaltungsgebäude erwies sich das elementierte Bauen mit vorgefertigten Betonfertigteilen im Endeffekt als geradezu ideal. So können wir nicht nur Zeit, sondern auch Kosten einsparen.“
Hohe Deckenspannweite, wenige Stützen = hohe Flexibilität in der Nutzung
So wurden alle drei Verwaltungsgebäude mit einem Tragwerk aus Fertigteilstützen realisiert. Bei der Erstellung der Wände kamen große Fensterfronten und im Werk gefertigten Vollelementen zum Einsatz. Darauf wurde eine Perimeterdämmung und Glaswolle aufgebracht, die Fassade besteht aus einer Kombination von Naturstein und einer glänzend schimmernden Metalloberfläche. Die Decken der Verwaltungsgebäude wurden mit Spannbeton-Hohldielen ausgeführt – was hinsichtlich der Gebäudenutzung Vorteile sichert. Dazu erklärt Dipl.-Bauingenieur Milenko Pulic, Bauleiter bei der Heckmann GmbH & Co. KG: „Durch den Einsatz von Filigranstützen und Spannbeton-Hohldielendecken sind sehr große Spannweiten bis zu 7,50 m möglich. So benötigen wir bei einer Geschoss-Grundfläche von 600 m² nur 24 Stützen. Das ermöglicht die vom Bauherrn geforderte hohe Flexibilität in der Raumaufteilung. Die Raumabgrenzung geschieht durch einfaches Aufstellen von Trockenbauwänden. Je nach Nutzungswunsch ist somit zukünftig jederzeit eine Änderung möglich.“
Auch das Seminargebäude wurde größtenteils aus Beton-Fertigteilen gebaut. Nur der Kellerbereich – hier befindet sich die Haustechnik des Gebäudekomplexes – wurde mit Ortbeton umgesetzt. Die Bauarbeiten laufen nach Plan. Und schon in wenigen Monaten hat die Fern-Universität Hagen eine neue, weithin sichtbare Landmarke – und mehr Platz für Forschung und Lehre.
Objekttafel
Projekt: Neubau von 3 Verwaltungsgebäuden und 1 Seminargebäude an der Fern-Uni Hagen
Bauherr: BLB NRW Soest (Soest)
Mieter: FernUniversität Hagen (Hagen)
Generalplaner: Assmann Beraten + Planen GmbH (Dortmund)
Planung Hochbau: ar.te.plan GmbH (Dortmund)
Generalunternehmer: Bernhard Heckmann GmbH & Co KG (Hamm)
Bohrpfahlwände: Arbeitsgemeinschaft Bauer Spezialtiefbau GmbH (Essen) und Gebr. Schmidt GmbH & Co. KG (Kirchen-Freusburg)
Gesamtinvestition: 12,2 Mio. Euro (+ Seminargebäude: 2 Mio. Euro)
Fertigstellung: Juni 2012